Orange Pekoe? Schwarzer Tee und seine Blattgrade

Ihr wollt euch einen richtig guten Schwarzen Tee gönnen? Ob Darjeeling, Assam, China oder Ceylon, bei der großen Auswahl am Markt ist dies gar nicht so einfach. Vielleicht sind euch die kryptischen Abkürzungen, wie FTGFOP, BOP oder OP, dabei schon einmal aufgefallen. Hiermit werden die Blattgrade von Tee beschrieben. Wir erklären euch, was es mit den Buchstaben auf sich hat.

Die vorgestellten Blattgrade sind vor allem bei Schwarzem Tee aus Indien geläufig. Wenn ihr bei der Beschreibung eures Lieblingstees nicht fündig werdet, hat dies also nichts zu bedeuten. Insbesondere chinesische Tees folgen zum Beispiel einer anderen Benennung. Außerdem sind die Blattgrade im Übrigen kein genereller Garant für guten Tee. Der Anbau, das Wetter und die Ernte sind ebenso wichtig wie der korrekte Herstellungsprozess und das Geschick des Tea Makers.

Exkurs: Herstellung von Tee in 5 Schritten

Zuerst muss man wissen, dass grundsätzlich zwischen Blatt-Tee und Broken-Tee unterschieden wird. Zum besseren Verständnis folgt ein kurzer Exkurs zur Herstellung von Schwarzem Tee. Nachdem die Teeblätter gepflückt wurden, sind folgende Schritte bis zum Verpacken nötig:

  1. Welken: Auf Gitterfeldern, in großen Trögen werden die Teeblätter unter ständiger Luftzufuhr bei einer Temperatur bis zu 40 °C gewelkt. Dieser Schritt ist wichtig, um das Blatt für den nächsten Arbeitsschritt, dem Rollen, weich zu machen.
  2. Rollen: In einer großen Maschine mit zwei tellerähnlichen Platten, die entgegengesetzt rotieren, werden die Teeblätter gedreht und teils gebrochen. Die Dauer und der Druck sind entscheidend für die Teequalität beziehungsweise für die Blattgrade.
  3. Fermentieren: Die durch das Rollen angestoßene Oxidation wird durch eine passende Temperatur und Luftfeuchtigkeit weiter vorangetrieben. Durch die Fermentation entsteht Schwarzer Tee. Grüner Tee wird hingegen gemäß dem nachfolgenden Schritt direkt getrocknet.
  4. Trocknen: Heißluft und / oder Sonneneinwirkung beendet die Fermentation beziehungsweise lässt diese gar nicht beginnen. So erhält man den Grünen Tee.
  5. Sortieren: In einer Maschine mit mechanischen Rüttelsieben werden die Blattgrade getrennt.

Unterschied zwischen Blatt-Tee & Broken-Tee

Beispiel für Blatt-Tee: Schwarzer Darjeeling Tee Teesta Valley FTGFOP1
Beispiel für Blatt-Tee: Schwarzer Darjeeling Tee Teesta Valley FTGFOP1
Beispiel für Broken-Tee: Tee No. 36 Schwarzer Tee English Breakfast Tea
Beispiel für Broken-Tee: Tee No. 36 Schwarzer Tee English Breakfast Tea

Broken-Tee bedeutet also schlicht gebrochener Schwarzer Tee. Dieser entsteht durch das Rollen im zweiten Schritt automatisch. Bei Blatt-Tee bleiben die Teeblätter weitestgehend unbeschädigt. Unser Darjeeling Tee Teesta Valley ist ein Beispiel für Blatt-Tee. Ein Schwarzer English Breakfast Tee ist im Gegensatz dazu ein klassischer Broken-Tee. Schaut man sich den Tee an, ist der Unterschied zu erkennen. Während beim Blatt-Tee die einzelnen Teeblätter im Ganzen erhalten geblieben sind, enthält der Broken-Tee viele kleine Blattbestandteile. Da Broken-Tee jedoch oftmals der gleiche Tee ist, nur eben in gebrochener Form, schmeckt dieser nicht weniger gut. Durch die größere Oberfläche von Broken-Tee, lösen sich aus diesem jedoch schneller die Aromen und Bitterstoffe. Broken-Tee ist daher vergleichsweise intensiv und aromatisch im Geschmack und wird gerne mit Milch, Sahne oder Zucker serviert, während Blatt-Tee mit seinen vielfältigen, blumigen Geschmacksnuancen punktet.

Orthodoxe Herstellung versus CTC-Verfahren

Schritt zwei der Produktion von Schwarzem Tee entscheidet nicht nur über die Blattgrade. Durch den großen Bedarf an Tee, hat sich im Zuge der maschinellen Tee-Verarbeitung das sogenannte CTC-Verfahren durchgesetzt. Die drei Kürzel stehen für Folgendes:

  • C = Crushing = Zerquetschen
  • T = Tearing = Zerreißen
  • C = Curling = Rollen/Kräuseln

Das CTC-Verfahren kostet weniger Zeit und die Dauer der Fermentation wird verkürzt. Statt zu rollen und zu sieben, kommt eine CTC-Anlage zum Einsatz. Durch hintereinander geschaltete Maschinen werden die Teeblätter in einem Schritt entsprechend zerquetscht, zerrissen und gekräuselt. Ergebnis ist eine Art Granulat, das eine gleichmäßige Körnung besitzt. Dieser CTC-Tee wird vor allem für Massenprodukte wie Teebeutel oder für sehr kräftige Sorten verwendet. Wird der Schwarze Tee wie in den oben beschriebenen Schritten verarbeitet, ist von der orthodoxen Tee-Herstellung die Rede.

Flowery Orange Pekoe: Grundlage der Blattgrade

Was das Kürzel CTC auf der Verpackung bedeutet, wisst ihr jetzt. Wer losen Schwarzen Tee kauft, wird oftmals jedoch mit anderen Buchstaben konfrontiert. In diesem Zusammenhang ist der Begriff Flowery Orange Pekoe besonders wichtig. Der Ausdruck ist aufeinander aufbauend und beschreibt insgesamt drei Blattgrade: Flowery Orange Pekoe (FOP), Orange Pekoe (OP) und Pekoe (P). Je mehr Buchstaben, desto höher ist der Anteil an unbeschadeten Teeblättern beziehungweise desto größer sind diese. Im letzten Schritt der Tee-Herstellung, beim Sieben, wurden diese ja sortiert.

Teeblatt nach dem PflückenFlowery bedeutet, dem englischen Begriff zufolge, ein blumiges Aroma. Die Bezeichnung Orange hat tatsächlich wenig mit Tee zu tun. Er entstand aus der Geschichte heraus. In Anlehnung an das niederländische Königshaus steht es für einen königlichen und edlen Geschmack des Schwarzen Tees. Der Ausdruck Pekoe ist mutmaßlich auf den weißen Pflaum zurückzuführen, der die jungen Teeblätter teils belegt. Gepflückt werden “two leaves and the bud”, also die zwei jüngsten Blätter sowie die Knospe der Teepflanze.

Weitere Sichtworte: Finest, Tippy & Golden

Fast ist es geschafft. Die wichtigsten Begriffe rund um die Blattgrade Flowery Orange Pekoe kennt ihr nun. Diesen Kürzeln werden jedoch als besonderes Qualitätsmerkmal noch weitere Buchstaben vorangestellt. Wie bei der Begrifflichkeit Flowery Orange Pekoe baut der Ausdruck Finest Tippy Golden (FTG) aufeinander auf. Beschrieben wird damit der Anteil an wertvollen Blattspitzen (Tips) im Schwarzen Tee. Manchmal wird den unten dargestellten Blattgraden zudem noch die Zahl Eins angehängt. Die Nummer bedeutet First Grade und beschreibt eine bessere Qualität der Teeblätter.

Übersicht der Blattgrade bei Schwarzem Tee

Was die ganzen Buchstaben bedeuten, ist nun endlich klar. Jetzt müssen diese nur noch zusammengesetzt werden. Dazu müsst ihr euch noch einmal an den Unterschied zwischen Blatt-Tee und Broken-Tee erinnern. Prinzipiell ist der Aufbau der Blattgrade bei Blatt-Tee und Broken-Tee identisch. Um die beiden Sorten voneinander zu unterscheiden, wird bei Broken-Tee jedoch der Buchstabe B für Broken hinzugefügt. Zusammen mit den weiteren Qualitätsmerkmalen wird Schwarzer Tee so in die folgenden, gängigen Blattgrade unterteilt. Weitere Zusammensetzungen könnt ihr, dank unserer Beschreibung, nun hoffentlich selbstständig entschlüsseln.

Blattgrade bei Blatt-Tee:

  • FTG FOP = Finest Tippy Golden Flowery Orange Pekoe
  • TG FOP = Tippy Golden Flowery Orange Pekoe
  • G FOP = Golden Flowery Orange Pekoe
  • FOP = Flowery Orange Pekoe
  • OP = Orange Pekoe
  • P = Pekoe

Blattgrade bei Broken-Tee:

  • TG FBOP = Tippy Golden Flowery Broken Orange Pekoe
  • G FBOP = Golden Flowery Broken Orange Pekoe
  • FBOP = Flowery Broken Orange Pekoe
  • BOP = Broken Orange Pekoe
  • BP = Broken Pekoe

Blattgrade an einem Beispiel verstehen

Blattgrade verstehen - Schwarzer Tee Steinthal First Flush FTGFOP1 Bio
Schwarzer Tee Steinthal First Flush FTGFOP1 Bio

Schauen wir uns mal unseren Schwarzen Tee First Flush Steinthal FTGFOP1 Bio an. Auf den ersten Blick sehen wir viele Buchstaben. Wir finden die Kürzel für Finest Tippy Golden und wissen also, dass besonders viele Blattspitzen verarbeitet wurden. Es folgt, direkt und ohne die Abkürzung für Broken, die Abfolge für Flowery Orange Pekoe. Es handelt sich demnach um Blatt-Tee. Die Eins kennzeichnet schließlich noch die First Grade Blattqualität. Steinthal ist übrigens der Name der Anbauregion und einer der ältesten Teegärten von Darjeeling Tee. Währenddessen gibt der Ausdruck First Flush Auskunft über die Erntezeit. First Flush Tee stammt aus der ersten Ernte nach der Winterpause. Zudem stammt der Tee aus ökologischem Anbau.

Fannings & Dust: die feinsten Blattgrade

Zum Schluss sollten wir die Begriffe Fannings und Dust nicht vergessen. Diese beiden Blattgrade sind die zwei feinsten Überbleibsel bei der Siebung von Broken-Tee. Wie Tee aus dem CTC-Verfahren, wird Schwarzer Tee mit diesen Blattgraden vornehmlich für Beutel verwendet. Fannings findet sich noch eher in verschiedenen Sorten wieder und bildet entsprechend eigene Blattgrade, wie Orange Fannings (OF). Dust ist besonders fein und wird daher auch in der verarbeitenden Industrie benutzt, zum Beispiel für Eistee.  Wie bereits am Anfang beschrieben, schmeckt Tee diesen Grades nicht schlechter. Guter Tee ist von vielen Faktoren abhängig, nicht zuletzt von den eigenen Vorlieben. Besonders Liebhaber schwören jedoch meist auf Tee rund um Flowery Orange Pekoe und aufwärts.

One Comment

  1. Den Hinweis, dass der Blattgrad nicht zwingend etwas über Qualität und Geschmack des Tees aussagt, kann man gar nicht oft und laut genug wiederholen. Bei einer miesen Ernte und/oder Ernten für preiswerte Massentees (wie für div. “Kampagnen”) ist auch ein SFTGFOP wenig aromatisch und ohne Seele. Bei einer Spitzenernte kann auch ein Fannings bei entsprechender Zubereitung ein Hochgenuss und -erlebnis sein; und gerade bei Ceylon-Tees kann man leicht erschmecken, wie hervorragend und handwerklich top Tees aus Broken Blattgraden sein können.

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